Entfaltung ermöglichen

Die Bäume sind gerade mit dem Entfalten ihrer Blätter beschäftigt. Sie machen das auf ganz verschiedene Weise.

Es gibt fast nichts, wozu nicht eine Joghurtsauce mit drei bis fünf Knollen Knoblauch die passende Begleitung ist. Es ist außerdem medizinisch geradezu indiziert: Knoblauch ist nicht nur gesund für die Verdauung, sondern sichert ab einer gewissen Menge auch die Wahrung des Mindestabstandes.

Wenn ich einen Workshop leite, ist es nicht ratsam, mich so klar zu Knoblauch zu bekennen. Es ist nicht nur unhöflich, sondern ich biete auch zu viel Angriffsfläche. Wer in der Leitung nach Knoblauch riecht, verschreckt diejenigen TeilnehmerInnen, die Knoblauch nicht mögen. Denn wenn man in der Leitung ist, wird man sehr genau von den TeilnehmerInnen beobachtet und eingeschätzt.

Vor allem zu Beginn eines Teamprozesses ermöglicht oder behindert die Leitung mit ihrem Verhalten, Aussehen und Auftreten die Kultur der Gruppe. Wenn die Leitung herzlich begrüßt, offen lacht und locker formuliert, dann lernen die TeilnehmerInnen – bewusst und unbewusst – „so darf ich hier teilnehmen, ich kann auch locker sein“. Wenn die Leitung distanziert, im Dreiteiler und mit Krawatte kommt, dann stellen sich die TeilnehmerInnen darauf ein, dass es sehr formell zugehen wird.

So ticken TeilnehmerInnen am Anfang des Gruppenprozesses: sie wünschen sich eine erste Orientierung und schreiben der Leitung viel Kompetenz zu. Die hohe Kunst der Gruppenleitung besteht darin, diese normative Idealisierung der Leitung dafür zu nutzen, ein Gruppenklima zu erzeugen, dass es den einzelnen TeilnehmerInnen ermöglicht, rasch ihre Kompetenzen selbständig einzubringen. So kann der Anfang einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass nachher das Arbeitsklima kooperativer und agiler wird. Und unter diesem Blickwinkel empfehle ich den Verzehr von Knoblauch nur bei Workshops mit KnoblauchzüchterInnen.