Gib Deinem Aufblühen eine Chance - Entwickle Dich weiter
Handlungsfeld Persönlichkeitentwicklung
Das wichtigste Instrument zur Gestaltung sozialer Prozesse sind wir selbst. Alles, was wir tun, hat eine Wirkung: auf uns selbst und auf den sozialen Prozess. Es ist hilfreich zu wissen, wie man selbst wirkt. Oder was einen stört und wie man unter Stress agiert. Und manchmal ist es auch gut sich weiterzuentwickeln. Denn bei uns selbst haben wir völlige Entwicklungsfreiheit – auch wenn es nicht immer einfach ist.
Ein Schwerpunkt in der TZI ist die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit – auch und gerade mit Blick auf die Wirkung in der Gruppe.
Wir verfolgen dabei zwei Leitlinien:
- Das Chairpersonpostulat
- Das Störungspostulat
- beinhaltet die humanistische Forderung sich selbstbestimmt, selbstverantwortlich und selbstbewusst zu verhalten
- bringt es auf den Punkt mit folgendem Satz: „Schau nach innen, schau nach außen und dann entscheide!
- Formuliert: „Störungen nehmen sich Vorrang: ohne ihre Lösung wird Wachstum verhindert oder erschwert.
Nicht zufällig ist im Kontext von „new work“ viel über „inner work“ die Rede.
Um auf Augenhöhe miteinander zu arbeiten, braucht es viel Kompetenz des Einzelnen. Unsere hierarchischen Erfahrungen aus der Schulzeit und aus so mancher Organisation haben teilweise wenig förderliche Verhalten bei uns geprägt. Es gilt Wege zu finden, um diese Angewohnheiten und Muster zu überwinden. Dafür braucht es liebevollen Kontakt, Sicherheit und konstruktive Auseinandersetzungen. In der TZI wird die Entwicklung des Einzelnen auch durch eine lebendige und wertschätzende Teamkultur gefördert.
Zum Originaltext von Ruth Cohn, der Begründerin der TZI
Dies bedeutet:
- Sei dir deiner inneren Gegebenheiten und deiner Umwelt bewusst.
- Nimm jede Situation als Angebot für deine Entscheidungen. Nimm und gib, wie du es verantwortlich für dich selbst und andere willst.
Als meine eigene Chairperson bin ich der/die »Vorsitzende meiner inneren Gruppe«, meiner verschiedenen Bedürfnisse und Bestrebungen. Ich versuche, mir diese auch in der Gruppensitzung bewusst zu machen: die körperlichen Empfindungen, die wechselnden Gefühle und die tief verankerten Grundstimmungen, die Wahrnehmung im Gruppengeschehen, die gedanklichen Eingebungen, Phantasien, Intuitionen, Urteile, Wertungen, Ansichten. Ich akzeptiere mich, wie ich bin - was meine Wünsche, mich selbst zu ändern, miteinschließt. Ich mache mir meine Gefühle bewusst und wäge ab: mein »ich soll« gegen mein »ich möchte«; und ich versuche meine Entscheidungen auch von körperlichen Fähigkeiten und Begrenztheiten abhängig zu machen, denen ich ebenso unterliege wie anderen natürlichen und sozialen Gegebenheiten: Menschen, Natur, soziale Wirklichkeit.
* Der Begriff »Chairman« war im damaligen amerikanischen Sprachgebrauch eindeutig bestimmt. Der Chairman übernimmt die Verantwortung für die Gruppenleitung, ohne sich selber als neutral ausschließen zu müssen. »Sei dein eigener Chairman« war eine unmittelbar einleuchtende Aufforderung. Heute ist »chairman« ein antiquiertes Wort, und »chairperson«, durch das es ersetzt wurde, hat nicht denselben traditionell bekannten Klang. - Trotzdem halte ich das Fremdwort »chairperson« auch heute noch für günstiger als eine deutsche Übersetzung wie etwa »Sei dein(e) eigene(r) Führer(in), dein(e) eigene(r) Leiter(in), Vorsteher(in), Steuermann oder Steuerfrau« u. ä. Eher noch: »Sei deine eigene Leitperson« oder »Bestimme dich selbst« - nur daß keine dieser Wendungen den Charakter eines emotionalen Slogans hat.
Die Aussage »Sei deine eigene Chairperson« in interaktionellen Gruppen bedeutet: »Übe dich, dich selbst und andere wahrzunehmen, schenke dir und andern die gleiche menschliche Achtung, respektiere alle Tatsachen so, dass du den Freiheitsraum deiner Entscheidungen vergrößerst. Nimm dich selbst, deine Umgebung und deine Aufgabe ernst. Meine eigene Chairperson zu sein bedeutet, dass ich mich als einzigartiges, psycho-biologisches, autonomes Wesen anerkenne - begrenzt in Körper und Seele, in Raum und Zeit und lebendig im lernenden, schaffenden Prozess. Ich bin verantwortlich für meine Anteilnahme und meine Handlungen, nicht aber für die der anderen. Ich kann jedoch anbieten und biete an, so gut ich kann. Ich bin nicht allmächtig; ich bin nicht ohnmächtig; ich bin partiell mächtig. Und ich bin immer nur meine eigene Leitperson und nie die des andern, außer wenn dieser seine Bewusstheit verliert oder noch nicht erreicht hat.«
»Störungen fragen nicht nach Erlaubnis, sie sind da: als Schmerz, als Freude, als Angst, als Zerstreutheit; die Frage ist nur, wie man sie bewältigt. Antipathien und Verstörtheiten können den einzelnen versteinern und die Gruppe unterminieren; unausgesprochen und unterdrückt, bestimmen sie Vorgänge in Schulklassen, in Vorständen, in Regierungen. Verhandlungen und Unterricht kommen auf falsche Bahnen oder drehen sich im Kreis. Leute sitzen am Pult und am grünen Tisch in körperlicher Gegenwart und innerer Abwesenheit. Entscheidungen entstehen dann nicht auf der Basis realitätsbezogener Überlegungen, sondern unterliegen der Diktatur von Störungen: Antipathien zwischen den Teilnehmern, unausgesprochenen Interessen, persönlichen depressiven und angstvollen Gemütsverfassungen. Die Resultate sind dementsprechend geist- und sinnlos und oft destruktiv. Die unpersönlichen >störungsfreien< Klassenzimmer, Hörsäle, Fabrikräume, Konferenzzimmer sind dann angefüllt mit apathischen und unterwürfigen oder mit verzweifelten und rebellierenden Menschen, deren Frustration zur Zerstörung ihrer selbst oder ihrer Institutionen führt.«
Das Postulat, dass Störungen und leidenschaftliche Gefühle den Vorrang haben, bedeutet, dass wir die Wirklichkeit des Menschen anerkennen; und diese enthält die Tatsache, dass unsere lebendigen, gefühlsbewegten Körper und Seelen Träger unserer Gedanken und Handlungen sind. Wenn diese Träger wanken, sind unsere Handlungen und Gedanken so unsicher wie ihre Grundlagen.
Ich weiß nicht, wann, wo, wie und zu wem ich diesen Satz: »Disturbances and passionate involvements take precedence«, zum erstenmal gesagt habe. Ich weiß auch nicht, wie viele tausendmal ich ihn inzwischen wiederholt habe, und wie viele ungezählte Male er inzwischen von anderen gesagt und in ihr Leben integriert worden ist. Dieser Satz schlug überall elektrisierend ein, weil er so neu war - und vielfach noch ist; denn er wendet sich gegen fast alles, was wir in Schulen, Betrieben, Familien und in uns selbst fälschlich integriert haben: dass wir geneigt sind, was stört, beiseite zu schieben, und damit unsere Energien und unsere Lebendigkeit vermindern. Nicht nur unbewusste Fixierungen berauben uns unserer Lebenskraft, sondern auch bewusste Störungsvermeidung. Der Umgang mit Störungen gehört zur Lebens- und Gruppenkunst. Er ist eine Gratwanderung zwischen vielen Faktoren - der eigenen inneren und der gegebenen äußeren Situation. »Gib dir überall einen Augenblick lang Zeit, dich auf deinen Körper und deine Gefühle einzulassen - sieh, wie, wann, wo und warum du dich nicht auf deine Aufgabe oder das Thema einlassen kannst oder willst. Wenn du unfähig bist, dich für die anderen und die jeweilige Aufgabe zu interessieren, wenn du zu ärgerlich, gelangweilt, in Schmerzen oder zu aufgeregt über etwas bist, das dich freut, so dass du dich nicht konzentrieren kannst, akzeptiere es zunächst selbst als Störung oder Betroffenheit. Dann entscheide, ob und wie du es den anderen sagen willst.«
Manchmal muss man Störungen abwägen und Prioritäten setzen. Es gibt Augenblicke, wo verschiedene Störungen zur gleichen Zeit auftreten, z. B. Gefühlsstörungen, Strukturstörungen und Terminstörungen. Gruppen können lernen, über Prioritäten gemeinsam und realitätsgerecht zu entscheiden, wenn das Störungspostulat als effizient und menschlich wichtig anerkannt worden ist. Psychische und sachliche Störungen entstehen zum Beispiel durch schlechte Informationskanäle, inadäquate Arbeitsverteilung und unzulängliche Gruppen- oder Raum- und Zeitstrukturen, die individuelle und Kooperationsprobleme schaffen und Arbeitsineffektivität zur Folge haben.
In der Hierarchie von Störungen - persönlichen und sachlichen - lohnt es sich fast immer, persönliche Störungen zuerst anzugehen. Doch es gibt Ausnahmesituationen, in denen diese zurückgestellt werden müssen: Never Analyze in a Burning House (Analysiere niemals in einem brennenden Haus); jedoch: Steck auch kein Haus an, um Sachzwänge als Vorwand für die Außerachtlassung von persönlichen Störungen zu benützen. (Sonst brennt das Haus gleich morgen wieder!)
Das Störungspostulat ist ein wesentlicher pädagogischer und politischer Wegweiser. Störungen den existentiellen Vorrang abzusprechen, den sie de facto einnehmen, behindert Persönlichkeitsentwicklung, Gruppenzusammenhang und Arbeitsbewältigung. Dies betrifft auch Störungen auf nationaler und internationaler Ebene. So verlangen auch gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische destruktive Tendenzen oder das Aussterben eines Volkes Vorrang in unserer Beachtung. Eine ausgezeichnete Produktionsleistung zerstäubt in nichts, wenn die Produktionsverteilung auf der Erde zum Hunger führt und Rohstoffquellen, Schönheit und Gemeinschaftlichkeit vernichtet werden.
Aus: Ruth C. Cohn / Alfred Farau: Gelebte Geschichte der Psychotherapie. Klett-Cotta, 1984
Ein Überblick über die sechs Handlungsfelder der TZI
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